Friedensfähig statt kriegstüchtig

Gefährdungen und Verhinderungen des Friedens – Versuch einer aktuellen Bestandsaufnahme
Das Wort von der Zeitenwende hat bestürzende Bedeutung gewonnen. Sie wird von Regierungen in politischen Debatten genutzt, um Kriegstüchtigkeit und Aufrüstung als Gebot der Stunde darzustellen. Ausgehend von den USA unter Trump wird eine gigantische Aufrüstung sichtbar; Kapitalismus treibt Kriegswirtschaft an, und anstelle einer völkerrechtsbasierten Ordnung droht die militärische Macht des Stärkeren zur maßgeblichen Politik-Rangordnung zu werden. Die Kriege in der Ukraine und in Gaza belegen das. Nationalismus und Rohstoffgier wirken global wie eine Seuche. Wenn Rechtfertigungen des Krieges als Konfliktlösungen in Politik und Mainstream-Medien salonfähig werden, müssen wir mutig dagegenhalten. Zynismus und Dummheit zerstören moralische Grundorientierungen. Krieg bedroht das Leben und die Würde. Das Recht auf Leben und sein Schutz sind Höchstwerte der Verfassungen der meisten demokratischen Staaten.
Elemente einer prophetischen und jesuanischen Friedensethik
Wir lehnen jeden Krieg ab. Darin folgen wir den Stellungnahmen der Päpste Pius XII über Franziskus bis Leo XIV. Unser Engagement stützt sich auf die Bibel:
a) Propheten fordern Friedenssicherung durch Gerechtigkeit; Jesaja betont, dass Frieden die Frucht der Gerechtigkeit ist. (Jes 32,17)
b) Der biblische Friedensbegriff steht für eine umfassende, lebensfördernde Ordnung. Das entspricht allen Dimensionen menschlichen Lebens – sozial, politisch, rechtlich und kultisch, so wie das auch die Menschenrechte formulieren. Frieden erfordert den Abbau von Ungerechtigkeit, Versöhnung und echten Neubeginn.
c) Jesus entwickelt die prophetische Tradition weiter: In der Bergpredigt fordert er zur Überwindung von Gewalt und zur Feindesliebe auf. (Mt 5,44-48). Feindesliebe erfordert die Anerkennung des Gegners als gleichwertigen Menschen, wenn er in Not gerät, gilt es sogar, Hilfe zu leisten (Röm 12,19-20).
Konsequenzen
Frieden entsteht nicht durch Kapitalinvestitionen oder Aufrüstung, hier wird Friede und Sicherheit verwechselt. „Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit.“ (D. Bonhöffer 1934). Friedensstifter:innen brauchen Verstand, einen unerschütterlichen Glauben, die Fähigkeit, komplexe politische/ökonomische Situationen zu analysieren und sich eindeutig zu ihrer Grundüberzeugung zu bekennen. Diese gewinnen wir in der Nachfolge Jesu und der Verheißung des Reiches Gottes und des Endes aller Gewalt. Frieden erfordert Mut; der Krieg lebt von Angst. Gestalten wir die öffentliche Auseinandersetzung mit – gegen alle Gleichgültigkeit und Ohnmacht. Setzen wir uns gemeinsam ein für einen dauerhaften Frieden in Gerechtigkeit – mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Denken und ganzer Kraft.
* Die „Nußdorf-Gemeinde“ ist eine Gruppe von etwa 25 Personen aus dem Kreis der Betriebsseelsorge und KAB, die seit über 30 Jahren regelmäßig in Nußdorf/Attersee mit dem Theologen und Mathematiker Kuno Füssel Leben und Glauben biblisch reflektiert. I.V. Hubert Gratzer, Hans Gruber, Monika Pointner, Elisabeth Schatz, Kuno Füssel, Anna Wall-Strasser